Die fortschreitende PFAS-Verschmutzung in Europa muss gestoppt werden!
Unsere IG NO PFAS mit über 100 Umwelt- und Gesundheitsorganisationen unterzeichnete und veröffentlichte ein gemeinsames Manifest, welches die EU zum sofortigen Handeln gegen die zunehmende PFAS-Verschmutzung aufruft.
Die Warnung: Europa steht vor einer PFAS-Krise, die die Gesundheit der Bevölkerung gefährdet und als Notfall behandelt werden muss.
Klares Ziel: PFAS-Produktion und -Verwendung bis 2030 weitgehend verbieten
Das Manifest fordert die EU auf, bis spätestens 2030 einen umfassenden Ausstieg aus der Herstellung und Nutzung von PFAS umzusetzen. Zudem soll die Sanierung bereits stark belasteter Gebiete zügig vorangetrieben werden – denn diese schaden schon heute unzähligen Menschen in ganz Europa.
Die unterzeichnenden Organisationen betonen: PFAS – auch bekannt als „Ewigkeitschemikalien“ – stellen ein inakzeptables Risiko für heutige und zukünftige Generationen dar.
PFAS-Belastung in Europa ist alarmierend
Laut dem Forever Pollution Project sind fast 23.000 Standorte in Europa bereits mit PFAS belastet. Weitere 21.500 gelten als potenziell verseucht. Diese langlebigen Chemikalien haben ihren Weg in unsere Lebensmittel, unser Trinkwasser, die Luft, Böden, Flüsse und Meere gefunden. In einigen Regionen wurde sogar davor gewarnt Leitungswasser zu trinken.
- Saint-Louis, Frankreich: Behörden warnten rund 60.000 Menschen – insbesondere Schwangere und Kleinkinder – davor, das Leitungswasser zu konsumieren.
- Ronneby, Schweden: Dort wurden bei Anwohner:innen weltweit mit die höchsten PFAS-Werte im Blut gemessen. 2023 entschied der Oberste Gerichtshof, dass über 150 Betroffene Anspruch auf Schadenersatz wegen Gesundheitsschäden haben.
- Venetien, Italien: Die Chemiefirma Miteni verseuchte Böden und Trinkwasser auf einer Fläche von rund 200 km² – betroffen sind bis zu 350.000 Menschen. Bluttests aus den Jahren 2015/2016 zeigten deutlich erhöhte PFAS-Werte in der Bevölkerung.
Die italienische Initiative Mamme NO PFAS berichtet:
„Das zweitgrößte Grundwasserreservoir Europas wurde irreversibel mit PFAS kontaminiert. Unsere Bevölkerung trank 40 Jahre lang verseuchtes Wasser. Heute wird das Wasser teuer gefiltert, unsere Gesundheit ist bereits geschädigt, und die Belastung geht weiter – denn auch unsere Lebensmittel enthalten PFAS. Diese Stoffe bauen sich kaum ab und reichern sich in Umwelt und Körper an.
Wir sind eins mit unserer Umwelt. Wir fordern Schutz – die Herstellung, Verbreitung und Nutzung dieser Stoffe muss gestoppt werden.“
Gefahr für Gesundheit, Umwelt und Kreislaufwirtschaft
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass PFAS mit ernsthaften Gesundheitsproblemen wie bestimmten Krebsarten, Störungen des Immunsystems und Fruchtbarkeitsproblemen in Verbindung stehen. Die EU prüft derzeit eine weitreichende Beschränkung der gesamten PFAS-Gruppe.
Das Manifest nennt acht zentrale Gründe für ein rasches EU-Handeln – darunter Gefahren für die menschliche Gesundheit und Trinkwasserversorgung, Auswirkungen auf die Artenvielfalt und das Klima sowie die Hindernisse, die PFAS für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft darstellen. Dabei wird betont, dass es bereits zahlreiche PFAS-freie Alternativen gibt – viele davon sind bereits im Einsatz oder in Entwicklung.
EU-Politiker selbst betroffen – neue Studien zeigen PFAS im Blut
Zum Zeitpunkt der Manifest-Veröffentlichung wurde eine neue Studie des European Environmental Bureau und von ChemSec publiziert: Bei Bluttests von 24 führenden Politikern aus 19 EU-Staaten – darunter auch EU-Umweltkommissarin Jessika Roswall – wurden PFAS nachgewiesen. Die Botschaft ist eindeutig: Niemand ist vor PFAS-Exposition sicher.
Frühere Studien bestätigen, dass PFAS bereits weit verbreitet im menschlichen Körper nachweisbar sind.
Zivilgesellschaft fordert umfassendes Verbot
Die NGOs rufen die EU auf, den aktuell vorgeschlagenen PFAS-Gruppenverbot im Rahmen der REACH-Verordnung stark und umfassend zu halten – mit nur minimalen, zeitlich begrenzten Ausnahmen. Auch andere Gesetzgebungen, etwa im Bereich Pestizide, sollten PFAS einschließen, da diese bisher nicht berücksichtigt sind.
Stimmen aus der Zivilgesellschaft:
- Sandra Bell, CHEM Trust:
„Immer mehr Umwelt- und Gesundheitsorganisationen sind sich einig: Nur ein vollständiger Stopp der PFAS-Produktion und -Verwendung schützt uns und unsere Umwelt. Einige europäische Unternehmen gehen hier bereits mutig voran – die EU sollte mit einer umfassenden PFAS-Regulierung weltweite Führungsrolle übernehmen.“ - Karolína Brabcová, Arnika:
„Die Chemieindustrie versucht massiv, die PFAS-Regulierung zu verwässern. Das widerspricht jedoch klar dem Willen der Bevölkerung und der Zivilgesellschaft. Über 100 Organisationen aus ganz Europa – darunter viele aus betroffenen Regionen – haben das Manifest unterzeichnet. Ihre Forderung ist klar: Stoppt die PFAS-Verschmutzung jetzt durch ein starkes, umfassendes Verbot.“ - Noémie Jegou, European Environmental Bureau:
„PFAS vergiften seit 80 Jahren still und leise unsere Gesundheit und Umwelt. Jeder Tag ohne entschlossenes Handeln verschärft die soziale und wirtschaftliche Krise. Weltweit fordern Bürger:innen, NGOs und Unternehmen ein Ende dieser Gefahr. Jetzt sind die politischen Entscheidungsträger gefragt: Sie müssen ein umfassendes Verbot beschließen, bestehende Belastungen beseitigen und Verursacher zur Rechenschaft ziehen.“
Manifest aktualisiert mit neuen Erkenntnissen und Innovationen
Das Manifest wurde erstmals 2023 veröffentlicht. In der neuen Version wurden sowohl aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse über PFAS-Risiken als auch Fortschritte bei der Entwicklung sicherer Alternativen berücksichtigt.
Wenn Ihre Organisation dieses Manifest unterzeichnen möchte, senden Sie bitte eine E-Mail an/ If your organisation would like to sign-on to this manifesto, please send an e-mail to sign@banpfasmanifesto.org