PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) sind aufgrund ihrer extremen Beständigkeit als „Ewigkeitschemikalien“ bekannt. 2026 wird zum Wendepunkt, da zahlreiche neue EU-Regelungen in Kraft treten oder finalisiert werden.
1. EU-weites PFAS-Restriktionsverfahren ¹²
Die ECHA arbeitet an einer der umfassendsten Chemikalienbeschränkungen der EU-Geschichte. Der bisher einzigartige Vorschlag aus 2023 für ein umfassendes Verbot einer kompletten Stoffgruppe, stellt einen Paradigmenwechsel dar, da bislang nur einzelne, besorgniserregende Stoffe (wie PFOS oder PFOA) gezielt reguliert wurden. 2026 soll die wissenschaftliche Bewertung abgeschlossen werden. Anschließend entscheidet die EU-Kommission, ob ein breites PFAS-Verbot oder weitreichende Einschränkungen umgesetzt werden.
2. PFAS-Grenzwerte in Lebensmittelverpackungen ³⁴
Die neue EU-Verpackungsverordnung (EU 2025/40) führt ab 12. August 2026 verbindliche Grenzwerte für PFAS ein. Ein EU-weites Verbot der Verwendung von PFAS in Verpackungen mit Lebensmittelkontakt wird damit schrittweise eingeführt.
Ab 2026 sollen keine neuen PFAS-haltigen Verpackungen mehr auf den Markt kommen.
3. Beschränkungen einzelner Stoffgruppen – PFHxA ⁵⁶
PFHxA gehört zu den PFAS, die ab 2026 besonders stark reguliert werden. Die EU-Beschränkung umfasst u. a.:
- Textilien, Leder, Outdoorprodukte
- Papier- und Kartonverpackungen
- Kosmetika, Sprays und Reinigungsmittel
- Feuerlöschschäume
Der Verkauf vieler betroffener Produkte ist ab 10. Oktober 2026 nicht mehr zulässig.
4. Neue Regeln für Wasserqualität und Umwelt ⁸⁹¹⁰
PFAS sollen in der EU als prioritäre Schadstoffe eingestuft werden. Neue Überwachungs- und Grenzwertvorgaben gelten ab 2026 und betreffen:
- Oberflächengewässer
- Grundwasser
- Trinkwasseraufbereitung
- nationale Überwachungsprogramme
Damit wird PFAS künftig ähnlich streng behandelt wie Pestizide, Schwermetalle oder Industriechemikalien der höchsten Risikokategorie.
5. PFAS in Feuerlöschschäumen – Ausstieg ⁷
Fluorhaltige Löschschäume stehen schon länger in der Kritik. Ab dem 23. Oktober 2026 dürfen in der EU keine neuen PfAS-haltigen Feuerlöscher mehr in den Verkehr gebracht werden, alkoholbeständige Schäume (z. B. AR-AFFF, FFFP-AR) bis zum 23. April 2027.
Am 31. Dezember 2030 endet die Übergangsfrist für die Verwendung bestehender PFAS-haltiger Geräte. Bis zu diesem Datum dürfen vorhandene PFAS-haltige Feuerlöscher und Schaumlöschanlagen noch unter Auflagen eingesetzt werden. Danach sind sie fachgerecht zu entsorgen.
Ab dem 10. April 2026 dürfen Perfluorhexansäure (PFHxA), ihre Salze und PFHxA-verwandte Verbindungen in einer Konzentration > 0,025 mg/kg für die Summe der PFHxA und ihrer Salze oder 1 mg/kg für die Summe der PFHxA-verwandten Verbindungen in bestimmen Bereichen nicht mehr in Verkehr gebracht oder verwendet werden. Hierzu gehören die Verwendung von Feuerlöschschäumen und Feuerlöschschaumkonzentraten für Ausbildungs- und Prüfzwecke (ausgenommen sind Funktionsprüfungen bei denen Freisetzungen aufgefangen werden).
Ab 2029 gelten die Grenzwerte auch für Feuerlöschschaum und -Konzentrate für die zivile Luftfahrt (einschließlich ziviler Flughäfen).
Laut eigener Auskunft befindet sich die Bundeswehr derzeit „in einem Umstellungs-prozess auf PFAS-freie Schaummittel“. Ab 2026 ist die Bereitstellung fluorfreier Hochleistungsschaummittel für Flugplatzfeuerwehren der Bundeswehr geplant.
Perspektivisch soll der komplette Markt auf fluorfreie Alternativen umgestellt werden
6. Industrie leitet den Wandel selbst ein ⁹¹¹
Viele Unternehmen reduzieren bereits seit 2025 ihre PFAS-Produktion. 2026 stellt beispielsweise die Firma Solvay ihre Produktion organischer Fluoride auf TFA-Basis (Trifluoressigsäure) konzernweit und somit auch am deutschen Standort Bad Wimpfen ein. Gleichzeitig strebt die EU für TFA eine europaweite Gefahreneinstufung als „reproduktionstoxisch“ an, um Grenzwerte für Trink- und Oberflächenwasser zu schaffen.
Gründe für den industriellen Ausstieg:
- steigende Regulierungskosten
- erhöhte Haftungsrisiken
- gesellschaftlicher Druck
- Verfügbarkeit PFAS-freier Alternativen
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2026 markiert ein entscheidendes Jahr für die Chemikalienpolitik in Europa. Strenge Vorgaben für Verpackungen, Konsumprodukte, Wasserqualität und Löschmittel sowie der bevorstehende EU-weite PFAS-Beschluss bedeuten einen massiven Wandel für Hersteller und besseren Schutz für Umwelt und Gesundheit.
Quellen
- Anthesis Group – PPWR Forever Chemicals, neue Vorschriften: PFAS-Compliance im Rahmen der EU-PPWR v. 06.08.2025

