Auf reges Interesse in der Region stieß die Einladung der Bürgerinitiative zum Dokumentarfilm „The devil we know – das unsichtbare Gift PFC“ am 6. November im Manchinger Hof, wo der Dokumentarfilm über Entstehungsgeschichte und Auswirkungen der Chemikalie PFC auf Mensch und Umwelt gezeigt wurde. Im Mai 2019 erschien diese US-Dokumentation von Stephanie Soechtig und Jeremy Seifert endlich auch in deutscher Sprache.
Durch Zufall entdeckte 1938 der beim Chemiekonzern DuPont angestellte junge Chemiker Roy Plunkett bei seinem Versuch mit Kühlmitteln den wasser-, öl- und fettabweisenden Stoff Polytetrafluorethylen (PFTE). 1945 brachte DuPont unter dem Handelsnamen TEFLON die allseits bekannte Pfanne auf den Markt, die aufgrund ihrer Antihafteigenschaften die Hausfrauenherzen auf der ganzen Welt im Sturm eroberte.
Die Stoffgruppe PFC (Per- und Polyfluorierte Chemikalien), auch PFAS oder PFT genannt, die mittlerweile mehr als 3000 Stoffe umfasst, ist neben vielen wünschenswerten und praktischen Eigenschaften jedoch so gut wie nicht abbaubar, reichert sich in Umwelt und Organismen an und weist eine hohe Toxizität auf. Diese negative Auswirkungen auf die Gesundheit waren durch betriebsinterne Forschungen dem Unternehmen DuPont längst bekannt. Das hielt den Konzern jedoch nicht davon ab, seine Produktion in Parkersburg/USA fortzusetzen und den Ohio River durch Einleitung des bei Herstellung von Teflon anfallendem Abwasser zu kontaminieren.
Die Machenschaften kamen erst im Jahr 2000 aufgrund massivem Protests durch die Bevölkerung ans Tageslicht und ließen sich nicht länger vertuschen. Erst da begann auch die amerikanische Umweltschutzbehörde EPA (Environmental Protection Agency) mögliche Gefahren für Gesundheit, Tier- und Umwelt zu untersuchen.
Inzwischen hat man einen Zusammenhang zwischen erhöhter PFC-Exposition und diversen Krankheiten erkannt. So steht PFC im Verdacht verantwortlich zu sein für hohe Cholesterinwerte, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Schilddrüsenerkrankungen, Hoden- und Nierenkrebs, Schwangerschaftsvergiftung, erhöhten Blutdruck während der Schwangerschaft, Herabsetzung von Impfreaktionen, Schädigung des Immunsystems sowie Beeinflussung der Fortpflanzungsfähigkeit, um nur einige zu nennen.
PFC wird in der Foto-, Galvanikindustrie und Luftfahrt (Hydraulikflüssigkeiten) verwendet. Das Gift ist heute in unzähligen Produkten des täglichen Lebens rund um den Globus enthalten (z. B. Verpackungen, Backpapier, Löschschäumen, Farben und Lacken, Skiwachsen, Coffee-to-go-Bechern, Teppichböden, Outdoorkleidung, Zahnseide, Baustoffen, Pestiziden, Regenbekleidung und -schirmen, Antihaftgeschirr, medizinischen Einsatzteilen, Pizzakartons, Schmier-/Imprägniermitteln, etc.).
Bei 99,7 % aller US-Bürger ist diese Chemikalie im Blut nachweisbar. Um PFC-freie Vergleichswerte zu erhalten, musste auf Blutkonserven aus dem Korea-Krieg (1952) zurückgegriffen werden, weil sonst keine zu finden waren.
Für Deutschland liegen keine repräsentativen Gesundheitsuntersuchungen oder Langzeitstudien vor. Allerdings ist auch in Deutschland das Trinkwasser betroffen, wie durch das Beispiel von Altötting bekannt wurde.
Bei uns in Manching wurde durch jahrzehntelange Anwendung PFC-haltigem Löschschaums bei einer Handvoll Ernstfällen und monatlichen Übungen auf dem Flugplatzgelände das Grund- und Oberflächenwasser in den benachbarten Ortsteilen Westenhausen und Lindach hochgradig mit dieser giftigen Chemikalie verseucht.
Eine Allgemeinverfügung des Landratsamtes Pfaffenhofen/Ilm vom 14.05.2018 untersagt jegliche Grund- und Oberflächenwassernutzung bis 2032, vom Verzehr von Fischen wird dringend abgeraten.
Niemand verurteilt die Bundes- oder Feuerwehr für die Anwendung dieses effizienten und damals erlaubten Löschmittels. Kritik wird jedoch bei der Art und Weise der Offenlegung und Behebung der Problematik geübt.
Die Bürgerinitiative begrüßt zwar den freiwilligen Verzicht auf Einrede der Verjährung seitens der Bundeswehr bis 2024, stellt sich jedoch die Frage, was bei Kenntnis eines Schadens ab 2025 rechtlich noch möglich ist, sollte man auf das vorliegende Angebot eingehen.
Während in unmittelbarer Nachbarschaft beim INCampus auf dem ehemaligen Bayernoilgelände in Ingolstadt und Lyondell Basell in Münchsmünster, aber auch am Flughafen Nürnberg die Sanierungsmaßnahmen im vollen Gange sind, müssen sich die Bürger von Manching weiterhin in Geduld üben. Erst im Frühjahr 2020 will man dort mit einem Pump-and-Treat-Verfahren in die „Probephase“ gehen.
Die BI setzt sich energisch weiter für die Vorlage einer Zeitschiene, sowie den Beginn der Sanierung ein und fordert mehr Transparenz.
Ein zeichensetzender Schritt wäre hier das vertrauensbildende Entgegenkommen mittels Genehmigung der Teilnahme der BI am Runden Tisch, was bis dato leider verwehrt wird.