Am Dienstag, den 17. Oktober 2023, fand auf Einladung der IG NO PFAS Manching ein reger Austausch zur PFAS-Verunreinigung ausgehend vom Flugplatz Manching zwischen den Betroffenen und Landrat A. Gürtner, der stellvertretenden Landrätin E. Drack sowie weiteren Vertretern des Landratsamtes Pfaffenhofen in Westenhausen statt.
Gudrun Lemle betonte bei der Begrüßung, der eigentliche Wert einer Forderung liegt in ihrer Umsetzung. Diese sei mit dem voraussichtlichen Start der Baumaßnahmen der hartnäckig erkämpften Abstromsicherung Ende Oktober/Anfang November 2023 nun endlich in greifbare Nähe gerückt.
Erstmals seit seinem Amtsantritt als Pfaffenhofener Landrat stellte sich A. Gürtner in Westenhausen den Bürgerfragen. Diese wurden sachlich, teilweise aber auch sehr emotional vorgetragen. Der Fragenkatalog umfasste u. a. das ausgesetzte Gewässermonitoring, die Empfehlung zum Verzicht auf Fischverzehr, die Entsorgung belasteter Sedimente aus der Westenhauser Ach, die Möglichkeit der Aufhebung der Allgemeinverfügung zur Untersagung der erlaubnisfreien Grundwassernutzung, die Verjährungsfrist sowie das fehlende Angebot für ein PFAS-Blutmonitoring im Rahmen der Gesundheitsfürsorgepflicht. Auf Unverständnis stieß die lange Bearbeitungsdauer der einzelnen Phasen der Altlastensanierung aufgrund fehlender Fristen.
Angemahnt wurde die längst überfällige Anpassung des alten Bebauungsplans, für die jedoch der Markt Manching zuständig ist. Leider konnte Bürgermeister Nerb wegen einer zeitgleichen Bauausschusssitzung nicht teilnehmen, weshalb wir im Nachgang zur Veranstaltung den Markt Manching betreffende Punkte schriftlich übermittelt haben.
Bauherren sehen sich mit ihren PFAS-spezifischen Problemen und zusätzlichen Kosten allein gelassen. Bei der Entsorgung des Aushubs lässt sich trotz Zertifizierung Z0 (ohne Belastung) in der Region nur schwerlich ein Abnehmer finden. Es wurden sogar weitere Proben verlangt. Da ohne Keller gebaut und Bauplätze in der Regel nicht mit belastetem Grundwasser beregnet wurden, ist eine Bodenkontamination mit PFAS bei der geringen Aushubtiefe für die Bodenplatte eher unwahrscheinlich.
Verärgerung bestand über die fortdauernde Verwendung fluorhaltiger Löschmittel am Manchinger Flugplatz, obwohl Raffinerien wie LyondellBasell in Münchsmünster, aber auch mehrere zivile Flughäfen wie Dortmund längst auf umweltfreundlichere Alternativen umgestiegen sind. Mit Besorgnis wurde PFAS-Eintrag über die hohen Grundwasserstände und vollgelaufene Keller thematisiert und in diesem Zusammenhang auch kurz der geplante Flutpolder Großmehring angesprochen.
Für Unmut sorgten Datenschutzbestimmungen, die in einem konkreten Fall zwar der Bundeswehr vorgelegt wurden, einen Bürger aber monatelang daran hinderten, Kenntnis über die Ergebnisse von Bodenproben seiner eigenen Grundstücke zu erhalten.
Ferner wurde gefragt, ob geplant sei, die gesättigten Kohlefilter in der GSB Sonderabfall-Entsorgung Bayern GmbH in Ebenhausen zu verbrennen und diese über die nötige Zulassung verfügt. Da dies nicht konkret beantwortet werden konnte, haben wir direkt bei der GSB nachgehakt und die Auskunft erhalten, dass dies möglich sei und bereits praktiziert werde.
Landrat Gürtner zeigte sich geduldig und konnte mit seinem Team die meisten Fragen beantworten, wenn auch nicht immer im Sinne der Anwesenden. Hinsichtlich der Bearbeitungsdauer wurde darauf verwiesen, dass bei PFAS alle Beteiligten, auch die Wissenschaft, im Umgang mit dieser umweltbelastenden Chemikaliengruppe Neuland betreten haben. Das Versprechen des Landrats, sich für eine engmaschige Kontrolle des Grundwassers ab Beginn der Abreinigung einzusetzen sowie Antworten auf nicht beantwortete Fragen schriftlich nachzureichen, schafft eine gute Basis für ein vertrauensvolles weiteres Miteinander.
„Nicht übereinander, sondern miteinander reden“. Mit dieser Quintessenz beendete deshalb auch die zweite Vorsitzende Doris Schmidt die Veranstaltung. Sie hob hervor, einen wertschätzenden Dialog erreicht zu haben, bei dem die gemeinsame Zielrichtung klar erkennbar sei: PFAS-freies Grund- und Oberflächenwasser für Westenhausen und Lindach.