Paradoxon Gießverbot

Die Nachrichten überschlagen sich aktuell über die randvolle Westenhauser Ach, die Pegel von Donau und Ilm, bis hin zu den hohen Grundwasserständen und vollgelaufenen Kellern.

Für den 14.12.23 wird für die Donau der Höchststand erwartet. In Neuburg lag der Wasserstand der Donau am 12.12.2023 um 16:45 Uhr bei 445 cm, in Geisenfeld bei der Ilm bei 149 cm. Meldestufe 3 wird an der Donau bei 460 cm, Meldestufe 2 an der Ilm bei 260 cm ausgerufen. Der Grundwasserstand am Schützenheim Westenhausen, Messstelle 135, betrug am 12. Dezember 1,15 m. 

Am vergangenen Sonntag verursachte hohes Wasseraufkommen einen Rückstau im Kanalsystem. Im Gegensatz zu sonst üblichen 50 – 70 m³ mussten teilweise 500 Kubikmeter bei einer Pumpleistung von etwa 400 Litern/Minute bewältigt werden. Das Dilemma – trotz Verbotes scheint eindringendes Wasser direkt in den Kanal eingeleitet zu werden, was zur geschilderten Überlastung geführt haben soll. Im Idealfall soll das Wasser auf dem eigenen Grundstück versickern.

Hier geht es jedoch nicht nur um den Rückstau aufgrund Kanalüberlastung, sondern primär um das PFAS-verunreinigte Grundwasser. Dies dringt unaufhaltsam durch die Fugen und Wände, verwandelt den Keller in einen Pool und kontaminiert alles mit giftigen Chemikalien. Nun drängt sich die Frage auf, welchen Sinn es macht, das Wasser auf das eigene Grundstück zu pumpen, damit erneut dem Grundwasserkörper zuzuführen, wodurch es wieder im Keller landet. Weshalb ist Gießen tabu, aber solch ein Vorgehen sinnvoll? Erklärt der aktuelle Grundwasserstand in Kombination mit geschilderter Maßnahme zur Versickerung unser Verbot der erlaubnisfreien Grundwassernutzung nicht zum Paradoxon? Dann ist die Allgemeinverfügung nicht mehr tragbar und sollte schleunigst aufgehoben werden!

Anwohner berichteten uns, dass in ihren Revisionsschächten, die sonst trocken sind, teilweise ein Meter hoch das Wasser stand. Viele Revisions- und Sickerschächte scheinen Undichtigkeiten aufzuweisen. Auch wenn aktuell alles unternommen wird, weiteren Schaden abzuwenden, für die Zukunft müssen Lösungen her. Dabei geht es u. a. um das längst überfällige Ausbaggern der Ach, die Vogel-Strauß-Taktik mancher Verantwortlicher, die Biber-Problematik sowie die Reinigung der Abflusssysteme. Aktuell wurden diese Woche Hindernisse, welche die Westenhauser Ach zusätzlich aufstauten, beseitigt. 

Die im Ort häufig diskutierte Möglichkeit, die ehemalige Bio-Kläranlage zu aktivieren, ist laut Auskunft des Marktes Manching nicht realisierbar.

Mit dem Bau der Staustufe Vohburg, als noch niemand etwas von PFAS ahnte, nahm das Unheil für unseren Ortsteil seinen Lauf. Der Grundwasserstand stieg um fast einen Meter, was die Bewohner stets befürchtet hatten, die Experten aber dementierten. Jeder kann sich ausmalen, wie die Zukunft der Westenhausener aussieht, wenn zu allem Übel auch noch der Flutpolder Großmehring gebaut wird.

Im Januar 2024 haben wir einen Termin beim Manchinger Bürgermeister, bei dem wir auch das Grundwasserproblem ansprechen werden.

Quellen: Hochwassernachrichtendienst und Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern / Bayerisches Landesamt für Umwelt

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